Aus Verlautbarungen der Eutiner CDU und zuletzt auch von Bündnis 90/ die Grünen ist zu erwarten, dass die Mühle verkauft werden soll. Beide Parteien zusammen haben eine Mehrheit in den Ausschüssen und der Stadtvertretung.
Wir Freie Wähler wollen uns für den Erhalt der Mühle in städtischem Eigentum einsetzen, um sie für die lokale Kultur und das Gemeinwesen zu erhalten und vor allem auch, um die Umbauung mit Ferienhäusern zu verhindern.
Am Mittwoch, den 26. Februar findet in Eutin ab 19 Uhr eine Einwohnerversammlung in der Sporthalle des Weber-Gymnasiums statt. Hier haben alle Menschen, die in Eutin wohnen, die Möglichkeit, spontan Themen auf die Tagesordnung setzen zu lassen, darüber zu beraten und auch abzustimmen. Eine Entscheidung der Einwohnerversammlung kommt in der Stadtvertretung auf die Tagesordnung – wenngleich die letzte Entscheidung bei den Stadtvertretern liegt. Aber es gibt in jedem Fall die Möglichkeit, dass hier basisdemokratisch der Wille aller Eutiner und Eutinerinnen in die Stadtpolitik eingebracht werden kann.
Ein Kulturdenkmal wie die Mühle, das eng mit der Geschichte der Stadt verknüpft ist, darf nicht ohne Einbeziehung der Eutiner Einwohner verkauft werden, zumal hier auch keine Gewinne zu erzielen sind (s.u.)! Gesucht ist jetzt eine tragfähige Idee, die Mühle zumindest kostendeckend zu bewirtschaften und sie so für die Öffentlichkeit und nachfolgende Generationen zu erhalten.
Wir Freie Wähler richten einen Appell an die Eutinerinnen und Eutiner:
Bitte kommt zur Einwohnerversammlung!
Wer hat eine Idee für die Mühle? Teilt Eure Ideen mit Politik und der Stadtverwaltung!
Hintergrund
Die Geschichte rund um den Kauf der Mühle, bisherige Projektideen und Kostengutachten
Vor drei Jahren machte die Stadt von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch und erwarb die Mühle für rund 600 Tsd. Euro. Die Mittel wurden zu 100% aus Kulturfördertöpfen des Landes finanziert mit der Auflage, dass eine öffentliche Nutzung stattfinden sollte.
Mit dem Kauf wurde verhindert, dass ein Investor Ferienappartements hinter der Mühle baut.
Warum zuvor von Seiten der Stadt die Bauvoranfrage positiv beschieden wurde und auch der Denkmalschutz geschlafen hat, ist unklar. Mit großer Mehrheit wurde der Kauf beschlossen, um die Mühle für Eutin so zu erhalten, wie sie ist: herausragend sichtbar, auf einem Hügel stehend, als eines der Wahrzeichen der Stadt. Leider war der Kaufpreis zu hoch, denn der Preis inkludierte ja bereits Baurecht für vier zweigeschossige Ferienhäuser.
(Wenn man die Mühle jetzt verkauft und diese Umbauung nicht zulassen will, wird der Verkaufspreis voraussichtlich niedriger sein. Die zu 100% vom Land finanzierten Erwerbskosten müssen komplett zurückgezahlt werden, was einen Verkauf von vornherein zu einem Verlustgeschäft macht.)
Die Geschichte ging weiter mit einer Konzeptidee von Tourismus-Chef Michael Keller, der sich dort eine High-End ausgestattete Tourismus- und Kulturzentrale vorstellte. Die prognostizierten Gesamtkosten für Sanierung, Um- und Erweiterungsbau, Kunstobjekte und moderne Innenausstattung betrugen 3 Mio. Euro. Auch dafür wurden erfolgreich Fördergelder eingeworben; auf Grundlage des Kostengutachtens der Architekten Bielke und Struve stellte der Bund eine 50% Förderung sicher.
Daneben sind jedoch viele andere Projekte in Eutin aufgelaufen und es wird überdeutlich, dass das Geld nicht für alles reichen wird: Schulneubauten, Feuerwehr, Waldeck-Tribüne (inzwischen gecancelt), Seebühne. Im September 2023 beschloss die Stadtvertretung, dass die Mühle in der Priorität der wichtigen Projekte hinter Seebühne, Schulen und Feuerwehrbau priorisiert werden muss – einfach weil das Geld fehlt. Somit war das Mühlenprojekt für die Tourismus GmbH nicht mehr umsetzbar.
Es formierte sich eine neue Hoffnung für die Mühle: die Cornils Stiftung bot an, Flügel und Galerie der Mühle im Wert von ca. 200 Tsd. Euro zu stiften und auch für den jährlichen Unterhalt zu sorgen, wenn sichergestellt würde, dass der Kulturbund Eutins die Mühle für kulturelle Events nutzen könnte. Diese Idee wurde von Herrn Cornils und einem Vertreter des Kulturbundes im Hauptausschuss im Herbst 2024 vorgestellt und anschließend ausführlichst von den Ausschussvertretern diskutiert. Wortführer der Bedenkenträger war wieder die CDU, welche ja von Anfang an gegen den Kauf der Mühle gewesen war. Die Grünen plagten angebliche Unberechenbarkeiten und die Sorge, die Stadt würde entgegen der Zusage von Herrn Cornils auf unvorhersehbaren Kosten sitzen bleiben. Herr Cornils versicherte den Ausschussteilnehmern, ein von ihm beauftragter Bausachverständiger habe bereits evaluiert und es sei völlig ausreichend, ca. 200 Tds. Euro (ggf. auch etwas mehr) in Galerie und Flügel der Mühle zu investieren; ansonsten sei die Mühle in einem nutzbaren Zustand. Auch eine schriftliche Spendenzusage wolle er geben.
Wir haben das Gutachten von Bielke und Struve genau studiert und geben Herrn Cornils in dieser Sache völlig Recht. Die Konstruktionskosten im Sinne der Bestandserhaltung der Mühle belaufen sich auf ca. 200.000 Euro. Das Heckwerk und die Flügelhölzer belaufen sich auf 68.500,- Euro, die umlaufende Galerie auf geschätzte Kosten von 85.000,- Euro. Inklusive weiterer Ausbesserungsmaßnahmen - auch das Obergeschoss betreffend - sind im genannten Gutachten alle Baukonstruktionsmaßnahmen, um die Mühle als Denkmal zu erhalten und zu nutzen, für maximal 330.000 Euro zu haben. Enthalten ist in dieser Kostenschätzung auch noch eine Brandschutzdecke, die jedoch entfallen könnte, wenn es keinen Bauantrag für einen Erweiterungsbau mehr gibt.
All dies sollte der Politik hinlänglich bekannt sein. Jedoch wird weiter von Vertretern der CDU und Grünen über „Millionenbeträgen“ gefaselt, welche die Sanierung der Mühle angeblich kosten solle. Vielleicht, weil niemand - außer uns Freie Wähler - das Gutachten von Bielke und Struve wirklich gelesen und verstanden hat?
(Den Löwenanteil der Kosten hätte schließlich ein von Herrn Keller gewünschter Erweiterungsbau gekostet sowie die Ausstattung mit moderner Bürotechnik sowie Kunstinstallationen!)
Der Hauptausschuss beauftragte schließlich die Stadtverwaltung, einen Vertrag mit der Cornils-Stiftung und dem Kulturverein aufzusetzen, um die endgültige Vereinbarung dann in der letzten Stadtvertretung des Jahres 24 zu beschließen.
Zwischenzeitlich erfolgte im November noch eine Begehung der Mühle mit zahlreichen Vertretern der Selbstverwaltung. Von unserer Fraktion waren mehrere Mitglieder gekommen, weil uns die Mühle sehr am Herzen liegt. Fraktionsübergreifend herrschte nach der Besichtigung Einigkeit, dass der Hauptraum im Erdgeschoss mitsamt den Sanitäranlagen und dem Tresen sofort nutzbar sei.
In der entscheidenden Stadtvertretung legte die Verwaltung den Stadtvertretern einen praktikablen Vertragsentwurf vor, der nach oben geschilderter Idee die Mühle in die Hände des Kulturbundes gelegt hätte und die Cornils-Stifung die Stadt von frei von laufenden Kosten gehalten hätte.
Eine echte „Win-Win“ Option!
Die CDU stellte jedoch einen - uns unverständlichen - Antrag auf eine zwölfmonatige Befristung dieses Vertrages. Die Grünen gingen darauf ein und stellten somit die Mehrheit her. Argumente hier wiederholt: Unklarheit der angeblichen „Millionenkosten“, „erst mal ausprobieren“, usw.
Damit war das Projekt gestorben, bevor es aus der Taufe gehoben wurde! Wir Freie Wähler, SPD und auch die FDP plädierten leidenschaftlich dafür, nicht schon wieder ehrenamtliches Engagement „kaputt zu reden“ und auch nicht ein weiteres Mal einen Mäzen und Stifter für die Stadt zu verprellen. Denn es war klar, dass niemand nur für eine einjährige Nutzung Geld und Engagement in die Mühle stecken würde, nur damit sie nachher doch noch verkauft würde.
Wie befürchtet zogen Kulturbund und Cornils-Stiftung ihr Angebot daraufhin zurück.
Die Lage
Die CDU hat nun - wie erwartet - einen Antrag auf den Verkauf der Mühle gestellt und die Grünen haben dem zugestimmt. Es würde vermutlich ein Verlustgeschäft, denn die Förderung für den Kauf müsste vollständig zurück bezahlt werden und höchstwahrscheinlich wird nicht einmal der Verkaufserlös erzielt, den Eutin für die Mühle bezahlt hat.
Und Nun ?
Wenn die Mühle tatsächlich wieder verkauft würde, hieße es: außer Spesen nichts gewesen. Wieder einmal hätte Eutin statt pragmatischem und bürgerfreundlichem Handeln nur Kosten produziert.
Deshalb
geht zur Einwohnerversammlung und bekundet Euer Interesse und Eure Ideen für der Eutiner Mühle.
Mittwoch, 26.02.2025 um 18:00 Uhr, Eutin, Carl-Maria-von-Weber-Schule, Sporthalle